Geschichtlicher Rückblick

Baugeschichtlich und schulisch laufen die Ereignisse der Volksschule I und der Hauptschule II von Anbeginn bis zum Jahre 1930 Hand in Hand. Erst mit einem Erlass des Landesschulrates vom 1. Juli 1930 wird die Knabenvolksschule mit eigenem Leiter als eigenständige Schule geführt.

 

Die 30er Jahre

Die nun vierklassige Schule mit 228 Schülern hat "den höchsten Schülerstand aller Schulen in Ried", wie der Chronist zu berichten weiß. Es ist wirtschaftlich eine sehr schlechte Zeit. Dies zeigt sich auch in der großen Zahl der Armenschüler. Bei einer Ausspeisungsaktion 1931 werden 29 Kinder von privaten Haushalten und 18 in der Suppenanstalt versorgt. Im Dezember 1932 verteilt die Gemeinde aus der Winterhilfsaktion 27 Paar Winterschuhe, mit Wäsche und Kleidungsstücken werden 50 Schüler zu Weihnachten 1933 beschenkt.

1934 sind es bereits 98 Schüler, und 1936 ist die Zahl der "Armenschüler" sogar schon auf 111 angestiegen (Gesamtschülerzahl 237).

Die monatlichen Lehrergehälter können in diesen Jahren nur in zwei Etappen ausbezahlt werden. Auch demokratiepolitisch ist diese Zeit schwierig.. Mit einem Erlass des Bezirksschulrates Ried vom Juni 1933 wird für die Schüler das Verbot jeglicher Vereinstätigkeit und Mitwirkung an Umzügen verhängt. Im Ständestaat mussten alle Schüler am neueingeführten "Tag der Jugend" mit ihrer Schulfahne zum Fahnenappell antreten. Der Sonn- und Feiertagsgottesdienst muss geschlossen von der Schule aus besucht werden. 1937 wird die vormilitärische Erziehung an der Schule eingeführt, und der Unterrichtsgegenstand "Vaterländische Erziehung" wird vom Landesschulrat direkt überwacht.

1933 werden am Schulgebäude Renovierungsarbeiten durchgeführt, die Westfront wird erneuert. 1935 wird eine Abschlussklasse eröffnet, 1937 muss diese wegen Platzmangels ins alte Schulhaus am Stelzhamerplatz übersiedeln. 1939 werden die Abschlussklassen geschlossen, und die Volksschulen zu achtklassigen Schulen ausgebaut.

 

Der Krieg hat begonnen!

Im Jänner 1940 werden die Schüler über Luftschutz und Luftangriffe belehrt. Im Februar wird die Schule wegen Kohlenmangels auf unbestimmte Zeit geschlossen. Am 29. Okt. 1940 werden 82 Berliner Kinder wegen Luftgefährdung der Knabenvolksschule zugewiesen. Sie wohnen bei Pflegeeltern. Im Jänner 1941 kommen 50 Bessarabierkinder, die in einer gemeinsamen Klasse unterrichtet werden. Im Winter 1942 wird die Schule wegen großer Kälte fast einen Monat lang geschlossen. Von Februar bis Juni ist die Schule ein Lazarett, die Kinder werden in verschiedenen Gasthäusern unterrichtet. Im Schuljahr 1942/43 gibt es für 276 Schüler nur 6 Lehrer. Im Februar werden die Klassenräume für die Wehrmacht benötigt.

1944 gibt es keine Schulbücher. Im Oktober muss die Schule für Flüchtlinge aus dem Banat geräumt werden. Unterricht wird jeden zweiten Tag in der Mädchenvolksschule erteilt. Vom 1. Februar bis 20. September 1945 gibt es wegen der Kriegswirren eine Unterrichtspause. Die Schüler müssen dieses Jahr wiederholen oder sich einer Jahresprüfung unterziehen. 40 Schüler legen an unserer Schule diese Prüfung ab und können dadurch in die nächste Klasse aufsteigen.

 

Nachkriegszeit

Über diesen Schulbeginn berichtet der Chronist: "Alles muss wieder zusammengesucht werden: in der Kanzlei stapeln sich Tische, Bücher, Hefte. Ein Lehrmittelkasten wurde im Sternsaal, Tafeln wurden im Keller eines Kinos aufgestöbert."

Das Schuljahr 1946/47 beginnt mit 383 Kindern in 7 Klassen, davon 2 Flüchtlingsklassen.

1947/48 ist die Schülerzahl auf 435 gestiegen. Es stehen aber nur 4 Räume zur Verfügung, daher werden je 2 Klassen halbtägig in einem Raum unterrichtet.

Die Weihnachtsfeiern werden in diesen Nachkriegsjahren von der amerikanischen Besatzungsmacht ausgerichtet, die den Kindern Kakao, belegte Semmeln, Bäckereien, Schokolade und Bleistifte bescheren.

Im Schuljahr 1949/50 können zu den 4 Klassen im Gebäude noch 2 im alten Schulhaus bezogen werden: 6 Räume für 458 Schüler!

Das Schülerbrausebad wird wieder in Betrieb genommen. In den Ferien gibt es große Renovierungsarbeiten: "Tafeln werden gestrichen, Bänke abgehobelt, ein neuer Bilderkasten wird geliefert, der" - so der Chronist - "so schön und gut gearbeitet ist, dass er in 100 Jahren auch noch benutzt werden kann. Der Traum von Tischen und Sesseln ging nicht in Erfüllung."

Im Schuljahr 1951/52 können endlich neue Schulmöbel angekauft werden. Ein Tisch und zwei Sessel kosten S 250,--. An der Fertigung der Möbel sind fast alle Tischlereibetriebe Rieds beteiligt.

1953/54 wird die Nordfront des Gebäudes renoviert. Aus wirtschaftlichen Gründen müssen alle Verzierungen der Mauern abgestemmt werden.

1955 kann das Gebäude der Knabenhauptschule bezogen werden. Räume werden dadurch frei! "Ein heißes Ringen setzt ein." Nach langer Zeit hat jede Klasse wieder ihren eigenen Raum.

Im Jahr 1959 bekommt die Knabenvolksschule alle Räume des ersten Stockes.

 

In den 60er Jahren

werden die Türen modernisiert - die Türfüllungen verschwinden. "Jede Klasse erhält ein mit Resopalplatte belegtes Stockerl für die Waschschüssel", steht in der Schulchronik zu lesen.

Es kommt erneut zu einer Raumnot, weil 1962/63 die HAK eröffnet wird und 2 Räume dafür abzustellen sind. Es gibt daher wieder dislozierten Unterricht im Gebäude der Landesmusikschule.

Im Schuljahr 1964/65 nimmt die Riedbergvolksschule (VS III) ihren Betrieb auf. Die Schulsprengel werden neu eingeteilt. Wegen Lehrermangels müssen an der Knabenvolksschule zeitweilig Klassen zusammengelegt werden. 1966/67 müssen 3 Räume samt Einrichtung an das Musisch-pädagogische Gymnasium abgetreten werden.

 

Die 70er Jahre

1972/73 wird aus der Knabenvolksschule die gemischte Volksschule 1.

Die auslaufende Volksschuloberstufe kommt an die Volksschule II (Waldmüllerschule). Im Gebäude Dr. Sennstraße 1 befinden sich noch immer Klassen der Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen und der Handelsakademie und Handelssschule.

Die Schülerzahlen der 70er Jahre liegen um 300. Da 11 bis 12 Klassenräume dafür nötig sind, müssen immer wieder 2 Klassen außer Haus untergebracht werden. In den dritten und vierten Klassen wird fremdsprachliche Vorschulung (Englisch) eingeführt. Förderunterricht wird angeboten. Der Turnsaal ist fast zur Gänze vom BORG belegt, deshalb müssen vier Klassen auswärts turnen.

 

In den 80er Jahren

wird mit Hilfe von Rieder Geschäftsleuten der Bestand der Schülerbücherei ausgebaut. Im "Jahr des Natur- und Umweltschutzes" 1982 werden von den Kindern Gruppen- und Klassenarbeiten ausgeführt und im Schulhaus und im Pfarrsaal im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung präsentiert.

1983 wird das Oberstufenrealgymnasium bezugsfertig. Es gibt wieder mehr Platz, obwohl einige Räume des Hauses während der Renovierung der Musikschule dieser zur Verfügung gestellt werden müssen.

1984 gibt es das erste Mal für die vierten Klassen Schullandwochen, die ab jetzt jedes Jahr zu Schulschluss durchgeführt werden.

1985 wird die Vorschule in das Regelschulwesen übernommen. Es gibt jetzt auch 15 Kinder mit nichtdeutscher Müttersprache an unserer Schule.

Das Schuljahr 1986/87 beginnt mit großer Unruhe und Aufregung"; auf Grund der nicht rechtzeitig fertiggstellten Renovierungarbeiten wird der Schulbetrieb erst in der 2. Woche aufgenommen. Um eine besserer Zusammenarbeit von Lehrern und Eltern herbeizuführen, werden auf Grund einer SCHUG-Novelle Klassen- und Schulforen eingerichtet, bei denen gewählte Klassenelternsprecher in schulische Entscheidungen eingebunden werden.

Die Aktion "Schule und Museum" wird nun jährlich durchgeführt. Die Schüler der vierten Klassen lernen das Landesmuseum und die Landeshauptstadt kennen.

Der immer stärker werdende Verkehr macht es notwendig, Maßnahmen für die Sicherheit der Schüler am Schulweg zu ergreifen: Schüler des Polytechnischen Lehrganges der HS 2 stellen sich als Schülerlotsen zur Verfügung.

Mit 14 Klassen im Jahre 1989/90 haben wir den Höchststand an Klassen erreicht, obwohl sich die Schülerzahlen gegenüber den Anfangsjahren nicht wesentlich verändert haben. Vor 50 Jahren war die durchschnittliche Klassenschülerzahl 40 bis 60 Schüler, heute sind es um die 20.

 

Von den 90er Jahren

gibt es schulisch nicht viel zu berichten. Es läuft alles in geordneten Bahnen. Baulich tut sich viel: Der neue Turnsaal der HS II kann mitbenützt werden, alle Klassen bekommen neue Fenster. Der neue Bibliotheksraum wird auch als Raum für den audio-visuellen Unterricht mitverwendet.

1992/93 kommen bosnische Flüchtlingskinder, die teils von einem serbokroatischen Lehrer, teils in der jeweiligen Klasse integriert unterrichtet werden.

In den Ferien 1993 beginnt die Großsanierung, und allmählich erreicht unser Schulhaus den heutigen Zustand. Zur obligaten Gehör- und Sehüberprüfung der Schüler, die schon seit Jahren durchgeführt wird, nimmt 1993/94 die Zahngesundheitsförderung ihre Tätigkeit auf.

Im November 1993 besucht eine Delegation der Schulbehörde aus Kyoto/Japan unsere Schule. Ried wurde wegen seiner Vielfalt an Schulen in einer Kleinstadt nach Brüssel, München und Paris ausgewählt. Mit einem Schreiben und mit Zeichnungen japanischer Schüler bedankt sich die Delegation für die freundliche Aufnahme.